Eschweiler 21.07.03 von
Thomas Sävert
Zum Fall Eschweiler wurde ein Augenzeuge befragt, der vor allem über den starken Hagelschlag berichten kann:

1. Die wichtigste Frage ist die nach Ihrem Beobachtungsort. Um Ihre Beobachtungen einordnen zu können, bräuchte man den ganz genauen Ort.
Ich wohnte damals in 52249 Eschweiler, und das muss so ziemlich mittendrin in der Schneise gewesen sein. Ich wohnte im DG eines 3-Familienhauses und war zu der Zeit in der Wohnung.

2. Wäre es möglich, wenn Sie mit Ihren eigenen Worten noch einmal etwas ausführlicher schildern, was Sie beobachtet haben? Wie war der genaue Ablauf (erst Hagel, dann Sturm oder umgekehrt)?
Also soweit ich mich erinnere, lag den ganzen Abend irgendwie ein Gewitter in der Luft. Der Himmel hatte immer eine Färbung zwischen Grau und dunklem Blau, irgendwo in der Ferne donnerte es immer mal wieder. Mal regnete es ganz leicht, dann auch mal wieder nix, es blieb aber die ganze Zeit bei diesem bedrohlich dunklem Himmel, das Ganze dauerte so 2-3 Stunden.
Soweit ich mich erinnere, muss das Spektakel irgendwann um 22 Uhr rum angefangen haben. Ich hatte die Balkontür auf und auf einmal kam starker Wind auf, der Donner war dann urplötzlich auch viel näher, und ich dachte noch, aha also kommt doch noch ein Gewitter.
Tja und ich kann das auch nur schwer beschreiben, weil dieses Vorspiel ja so lange gedauert hatte den ganzen Abend, aber auf einmal gings rasend schnell.
Mit dem Aufkommen des Sturms war es auf einmal auch ruckzuck ganz dunkel, es donnerte wie wild, und plötzlich, ja wie beschreib ich das am Besten.....plötzlich war es einfach "da", und das innerhalb von einer Minute vielleicht.
Es rauschte einfach nur noch wahnsinnig laut draussen, auf dem ganzen Haus stand einfach nur noch ein irrsinniger, weder abflauender oder mal stärker oder schwächer werdender Wind, es war einfach eine Dauerwucht die da aufs Haus und auf die Scheiben drückte, unbeschreiblich, die ganzen Wände bebten richtig, wie bei einem Erdbeben. Und Bruchteile danach, es kann aber auch kurz davor gewesen sein, vielleicht hab ichs in der Panik auch nur später wahrgenommen, schlugen Unmengen von Hagel auf die Fenster ein, ich bin dann voller Panik zwischen Schlafzimmer (dort hatte ich ein Dachschrägenfenster) und Wohnzimmer (wo das ganze Balkontüre- u.Fensterelement in sich bebte) hin- und herlief.
Ich kann mich noch erinnern, dass ich aus dem Balkonfenster nach draussen schauen wollte und man sah....nichts!! Ich hatte so einen Minibalkon, und das Balkongeländer war vielleicht höchstens 1 Meter vom Fenster weg, aber selbst das war nicht zu erkennen, draussen wütete einfach eine riesige graue Wand.
Der Spuk war dann fast so schnell vorbei wie er gekommen, denke das hat vielleicht keine oder gerade mal 5 Minuten gedauert und dann wars auch schon wieder vorbei. Danach hats noch ein wenig geregnet soweit ich mich erinnere, aber das wars auch schon.

Ich hatte Glück das ich keine Rolladen unten hatte, denn als ich danach auf den Balkon ging (der war nach hinten zu den Gärten unseres und der anderen Häuser raus), traute ich meinen Augen nicht:
Es war Winter, und bei allen Nachbarn waren die Rolladen komplett zerschlagen, es baumelten mehr oder weniger nur noch die Fetzen an einigen Stellen, alle Balkonbepflanzung...weg. Der Hagel war so stark, dass an den Balkonbrettern an den Seiten der komplette Lack runter war, die Balkone waren plötzlich hellgrau, statt mit einer dunklen Holzlackfarbe.

Es langen Unmengen von umgekippten Bäumen im Garten, abgeknickte Äste usw. Ein riesiger großer alter Baum im Nachbargarten stand zwar noch, hatte aber komplett keine Blätter mehr, alle weg. Ich bin dann mal runter auf die Straße nach vorne raus, dort lagen bestimmt 10-15 cm Hagel, und es sah aus wie nach dem Krieg, wie man so schön sagt. So viele umgestürtzte Bäume, abgedeckte Dächer, große Bäume, die auf Dächer gekippt waren, ein Baum hatte eine komplette A-Klasse unter sich begraben.......

Die Feuerwehr hörte ich die ganze Nacht fahren, an der angrenzenden höhergelegenen Kippe, gingen die ganze Nacht Sägearbeiten von Statten (Dort sah ich am nächsten Tag im Hellen, dass dort hunderte Bäume wie Streichhölzer umgeknickt waren.)

Der Tornado/Orkan ist dann noch weiter Richtung Weisweiler/Langerwehe/Inden gezogen, muss aber dort dann nach und nach immer schwächer geworden sein, da mir Bekannte berichten, dass die in den Rolläden nur jede Menge "Einschußlöcher" hatten, aber nicht, dass die komplett zerschlagen waren.


3. Haben Sie Fotos während des Unwetters gemacht oder danach von den Schäden?
NEIN, hatte zu dem Zeitpunkt damals keine Kamera.

4.) Aus welcher Richtung kam das Ereignis?
Schwer zu sagen, das es ja so plötzlich da war und keine Böen in dem Sinne zu erkennen waren. Von den Schäden an den Häusern her muss es West oder Nordwest gewesen sein.

5.) Wurde ein Tornadoschlauch/Trichterwolke beobachtet? Wenn ja - reichte dieser bis zum Boden?
Wie oben gesagt, es war gegen 22 Uhr, stockedunkel plötzlich, und draussen war nur eine graue Wand.

6.) Gab es sichtbare Verwirbelungen des Windes? Teilwirbel innerhalb eines größeren Wirbels? Gab es deutliche Vertikalbewegung?
siehe 5.)

7.) Bei Sichtbeeinträchtigung: Welcher Art war diese (Niederschlag, Nebel, Staub, Trümmer)?
Was ich erkennen konnte, bestand diese Wand aus Hagel, Hagel und nochmals Hagel, sowie Unmengen von Geäst und Blättern.

8.) Trat Niederschlag vor/während/nach dem Ereignis auf? Falls ja, welcher Art (z.B. Hagel)?
vorher nichts, währenddem Hagel, danach ein bisschen Regen

9.) Wie lang war die Einwirkzeit vor Ort?
siehe 2.)

10.) War das Windereignis von besonderem Geräusch begleitet (Starkes Rauschen, Pfeifgeräusche)?
ja, so kann man es beschreiben, Rauschen und Peifen

11.) Gab es ein Gewitter?
davor wie beschrieben relativ schwach und weiter weg, dieser Orkan/Tornado (was auch immer) kam ja so völlig überraschend und schnell aus dem Nichts, das war ja innerhalb einer Minute da, danach war kein Gewitter mehr.

12.) Weitere Anmerkungen:
Ich war damals auch über die etwas schlappe und sehr träge Presse nach diesem Ereignis überrascht, nach vielen Unterredungen mit Bekannten muss der Tornado ca. in einem 500m breiten und auf ca. 5 km Langen Korridor gewütet haben.

Weitere Augenzeugenaussage von Karina Atici aus Eschweiler, Preyerstraße: "Ich saß mit Freunden zusammen und ich hatte alle Fenster sperrangelweit auf, da es sehr warm und drückend war. Wir haben in der Ferne ein Gewitter gehört, aber wie gesagt in der Ferne. Plötzlich war so ein komisches Geräusch zu hören, kann es nicht beschreiben. Dann habe ich begonnen, die Fenster zu schließen, es kam ein bisschen Wind auf, aber komisch. Ich habe gleich gesagt, das ist ein Tornado. Mein Mann und meine Freundin lachten nur. Aber als ich oben angekommen bin, hatte ich Probleme die Fenster zu schliessen. Es war laut und draußen war nur eine schwarze Wand zu sehen. Ich habe es dann geschafft, die Fenster zu schliessen. Wir alle haben uns dann in die Mitte vom Zimmer gestellt, einfach so automatisch. Es war schlimm, fand ich, sowas habe ich noch nicht erlebt. Danach war nichts mehr an seinem Platz. Balkonmöbel etc. lagen auf Autos. Äste, Dachziegel, Unrat, ich kann es gar nicht mehr sagen. Aber man konnte genau den Weg sehen, den der Tornado hatte. 2 Straßen weiter war gar nichts. Die Leute waren alle draußen. Aber keiner in den Nachrichten, Radio, Medien hat darüber berichtet. Am nächsten Morgen habe ich dann gesehen, dass die 3 alten wunderbar rauschenden Bäume in der Mitte abgerissen waren. Als Wirbel habe ich den nicht gesehen. Das war genau mittendrin. Ich meine, das rein und wieder raus hat man gemerkt. Meine ich jedenfalls."

zur Tornadoliste von Thomas Sävert

zur Homepage von Thomas Sävert