Tornado Tönisvorst 18.07.04 Matthias
Pieper
Tornado Tönisvorst 18. Juli 2004:

Dazu der Bericht von Matthias Pieper am folgenden Tag:
"Ich wohne etwas nördlich einer gedachten Verbindung Vorst - Oedt. Ca. 250 m von meiner Wohnung entfernt befindet sich ein alter Hof, der östlich eines kleines Waldes liegt. Durch eine nach Osten ragende "Zunge" des Waldes wird eine Weide von drei Seiten von Wald begrenzt, nur nach Osten ist sie offen. Beim zufälligen Blick aus dem Fenster konnte ich eine der ersten (event. die erste?) Bodenberührung des Tornados sehen. Es sah für mich ganz so aus, als ob die Geländeform durch den Wald den Impuls für die Bildung des Tornados gegeben hätte.

Er bewegte sich über eine Weide mit zunehmenden Geschwindigkeiten (sowohl seitlich als auch in der Rotation) am Rand des Hofes vorbei. Dort deckte der Wind ca. 30 m² Dach ab. Der Tornado zog nach Nordosten weiter, durch Bäume und weitere Häuser konnte ich die Bodenberührung zeitweise nicht mehr sehen. Nachdem er wieder komplett in mein Sichtfeld kam, wirbelten undefinierbare Teile und kleine Büsche Äste über einem ca. 400 m entfernten Hof auf, geschätzte "Flughöhe" ca. 20 - 25 m (am dreistöckigen Wohnhaus geschätzt).

Heute morgen sah ich dann, dass es sich bei den Teilen wohl um die Ziegeln gehandelt haben muss, denn an diesem Hof ist ein Teil der Scheune abgedeckt und der Dachstuhl weggerissen worden. Im weiteren Verlauf des Tornado-Zuges nahmen die Schäden deutlich zu. Nach einer ca. 1,5 km langen freien Fläche wurde am ersten Haus, welches im Weg stand, fast der halbe Dachstuhl inkl. Gauben weggerissen. Nochmals 500 m weiter befand sich der Reiterhof, von dem auch bei T-Online ein Foto zu sehen ist.

Ich muss sagen, dass ich auch gut 24 Stunden nach diesem Ereignis noch über Gebühr beeindruckt bin. Vor allem führt Einem so ein Erlebnis sehr deutlich vor Augen, dass es oft nur vom Zufall abhängt, ob es Einen erwischt oder nicht.

Anbei zwei Aufnahmen, wie sie der Situation von Sonntag abend entsprechen. Auf dem ersten Bild (Blickrichtung nach Süden) sieht man rechts die Lichtung ("1"), in der meiner Meinung nach der Tornado begann. Die Bäume am Rand der Lichtung sind unbeschädigt, was m.E. ebenfalls dafür spricht. Der Tornado zog dann nach Osten und streifte den unter "2" liegenden Hof, der ca. 20 - 30 qm Dachziegeln verlor.
Auf seinem weiteren Weg nach ONO verschwand der bodennahe Teil aus meiner Sicht. Das zweite Bild zeigt mit Blick nach SO den mit 3 bezeichneten, weiter weg liegenden Hof. Zu diesem Hof gehören noch Scheunen, die rechts vom Wohnhaus liegen. Hinter dem Haus im Vordergrund wurden die Ziegeln emporgerissen und der weitere Weg des Tornado führte von hier aus nach links aus dem Bild über ca. 1.000 m freies Feld."
Bild 1
Bild 2
(© der Fotos by Matthias Pieper)
Hier noch eine Karte mit der Zugbahn des Tornados, der im Kempener Land westlich und nordwestlich von Tönisvorst erhebliche Schäden anrichtete. Zum Vergrößern bitte einfach klicken (ca. 280 KB).

(Auszug aus NRW Top50 vom Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen)

Links unten kann man auch die Lichtung erkennen, in der sich der Tornado wahrscheinlich gebildet hat. Den weiteren Weg hat Matthias Pieper anhand von Gesprächen und der Schäden verfolgen können.

Zu den Zahlen:
1: 20-30 qm eines Daches abgedeckt
2: Dachstuhl eingerissen, kleinere Bäume (Stamm-Ø ca. 7 - 10 cm) umgeknickt
3: Dachstuhl großflächig abgerissen, Gauben und Ziegel bis zu 150 m weggeweht
4: Wohn- und Stallgebäude schwer beschädigt, teilweise eingestürzt, Scheunendächer massiv zerstört, Reithalle abgedeckt und mehrere Bäume mit Wurzelballen fortgetragen, Pferdeanhänger über 300 Meter weiter transportiert und mitten in einem Maisfeld gelandet, Gesamtschaden allein auf diesem Hof etwa 1,1 Mio. Euro
6: großflächige Schäden an Treibhaus-Verglasung, ein Treibhaus komplett zusammengedrückt und Stahlkonstruktion zerstört, vorläufige Schätzung der Schäden: 1,5 Mio. Euro
(Die Angaben zu den Punkten wurden zum Teil noch von Thomas Sävert nach eigener Recherche ergänzt)

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