Hamburg 27.03.06 von
Thomas Sävert
Ein vollbesetzter Zug der Hamburger S-Bahnlinie S3 wollte aus nördlicher Richtung die Harburger Eisenbahnbrücke über die Süderelbe überqueren. Nur mit Glück entgingen die Menschen im Zug einer größeren Katastrophe. Der Zug blieb wegen umherfliegender Bleche auf der Brücke stehen und die Fahrgäste mussten Stunden in den Waggons ausharren. Der Tornado hatte die Brücke wenige Sekunden zuvor überquert und entwurzelte östlich davon am Nordufer zwei Bäume. Hier nun ein Augenzeugenbericht:

"Ich wohne zusammen mit meiner Freundin in Hamburg-Harburg und meine Freundin konnte diesen [Tornado] aus nächster Nähe beobachten. Sie kam mit der S3 aus nördlicher Richtung auf der Harburger Eisenbahnbrücke über der südlichen Elbe zurück, als die S-Bahn stoppte; offenbar waren Bleche auf die Gleise gewirbelt worden. Sie bemerkte auf der östlichen Seite eine graue Rauchwolke, was sie zunächst für einen Ölbrand in unmittelbarer Nähe hielt (minimale Entfernung etwa 10 m, Durchmesser der Wolke 8 m) und dachte beim Hochwirbeln schwarzer Schatten zunächst, dass Plastiktüten durch die Luft wirbeln würde. Erst beim genaueren Hinsehen bemerkte sie, dass dies *Bleche* waren und die Wolke eine schnelle Rotation aufwies. Die letzte Klarheit erhielt sie, als der Tornado an das nördliche Ufer östlich der Brücke auf den Damm geriet und mir nichts, dir nichts zwei stattliche Bäume entwurzelte. Dann schien sich der Tornado aufzulösen. Die S-Bahn musste anhalten, da Bleche sich in den Rädern verkeilt hatten; der Zugführer wollte erst aussteigen, aber ein Passagier hat Ihn gewarnt, dass Oberleitungen beschädigt sind und die Brücke unter Strom steht. Die Passagiere der S3 waren dann mehrere Stunden, eingesperrt, bis die Feuerwehr und THW die Bleche beseitigt haben.

Zuerst war ich sehr begeistert von dem Bericht meiner Freundin, aber nach den Berichten, wo teilweise über F2-Stärke berichtet wird, fühlt sich so ein Bericht über eine derartige Nahbegegnung schon sehr unbehaglich beim weiteren Nachdenken an; vor allem, wenn man sich den Tornado 10 m weiter westlich versetzt denkt..."

"Ich hab in der Bahn links in Fahrtrichtung am Fenster gesessen, um mir das Gewitter anzusehen. Ca. (?) 20 m vor dem Süderelb-Arm habe ich dann links den Tornado gesehen, direkt neben der Brücke, da, wo das Wasser beginnt, über dem Wasser. Ich habe es zuerst für einen Ölbrand gehalten, grau, voller hochgewirbeltem schwarzen Zeug, das ich für Plastikplanen gehalten habe, (waren wohl zumindest z.T. Bleche), bis in den Himmel. Als der Wagen an der Stelle angelangt ist, habe ich mich vorgebeugt, um den Brand unten zu sehen, hatte dann aber den Tornado direkt vor mir, immer noch direkt neben der Brücke, ca 10 (?)m neben der S-Bahn. Ich schätze den Durchmesser auf 8-10 m. Eine Schrecksekunde lang war ich nicht sicher, wohin sich das Ding bewegt. Dann war es deutlich, daß er über dem Wasser am Ufer entlang abzieht, ca 50(?) m weiter ist er dann ans Ufer, hat dort 2-3 Bäume umgemäht und einen weiteren "gerupft", ist dann aber über dem Land sehr schnell, binnen Sekunden, schwächer geworden. Er hatte unmittelbar vor der S-Bahn ein größeres Stück Wellblech auf die Strecke gewirbelt, weshalb die Bahn auf der Brücke zum Stehen kam und ich so das Ganze beobachten konnte. Die Zeit des Ablaufs kann ich leider überhaupt nicht einschätzen, da ich erschrocken war."

(Namen sind der Redaktion bekannt)

zur Tornadoliste von Thomas Sävert

zur Homepage von Thomas Sävert