Starkwindereignis Nürnberg-Falkenheim, 28.08.2006 ca. 18:30 Uhr

Bericht zur Ortsbegehung von Ralf Rettig im Zeitraum vom 28.08.2006 - 30.08.2006

1. Lage des Schadensgebietes

Das Schadensgebiet liegt fast vollständig im Stadtteil Nürnberg-Falkenheim. Der Stadtteil liegt am südlichen Rand von Nürnberg zwischen zwei stark befahrenen Hauptverkehrsachsen (Autobahn A73 im Süden und die Trierer Straße im Norden). In dem Stadtteil dominieren Ein- und Zweifamilienhäuser, mehrgeschossige Reihenwohnhäuser sind kaum zu finden. Praktisch alle Gebäude verfügen über einen Garten. Dementsprechend ist die Einsichtnahme nur von der Straßenseite aus möglich.

2. Begrenzung und Einteilung des Schadensgebietes

Das Schadensgebiet konnte durch die Begehung bzw. Befahrung des Stadtteils recht genau bestimmt werden. Die Grenze zwischen geschädigten Gebieten und nicht-geschädigten ist sehr scharf. Die Länge der Schadensspur konnte zu etwa 1,7 km bestimmt werden. Weitere Schäden westlich bzw. östlich der Schadensspur wurden nicht gefunden. Es ist daher davon auszugehen, dass die gesamte Spur erfasst wurde. Die Breite liegt generell etwa zwischen 150 m und 250 m.

Die Schadensspur wird im Folgenden in insgesamt 5 Bereiche eingeteilt und einzeln beschrieben. In der Abb. 1 sind die festgestellten Schäden durch verschiedene Farben markiert.

- Im grünen Bereich sind immer wieder umgestürzte Bäume festzustellen. An einer gewissen Anzahl von Hausdächern sind geringe Schäden festzustellen, es sind in einigen Fällen aber auch größere Teile abgedeckt worden. (Intensität T1 - T2)

- Im blauen Bereich sind vermehrt Schäden an Hausdächern zu erkennen, einige Dächer wurden zu größeren Teilen abgedeckt. Außerdem ist ein nennenswerter Anteil der Bäume umgestürzt (vielleicht 20 - 30 %(?)). (Intensität T2 - T3)

- Im roten Bereich schließlich sind schwerwiegende Schäden aufgetreten. Hausdächer wurden stark bzw. total beschädigt und die Mehrzahl, in einigen Bereichen auch praktisch alle Bäume sind umgestürzt. Teilweise sind Kamine abgestürzt. Praktisch alle Dächer wurden zumindest mittelstark beschädigt. (Intensität T3 - T4)


Abb. 1: Darstellung der Schadensspur mit Fallrichtungen der Bäume. Die äußere Grenze ist sehr scharf und konnte recht genau bestimmt werden. Grün: leichtere Schäden, blau: mittlere Schäden, rote: starke Schäden. Für genauere Erläuterungen siehe Text. Die Darstellung ist eine Skizze, die keinen Anspruch auf exakt maßgenaue Darstellung erhebt.

3. Beschreibung der Schäden

Bereich 1:
Hier liegt der westlichste gefundene Schaden im Wald westlich des Ludwig-Donau-Main-Kanals, die Fundstelle ist etwa 150 m westlich des Kanals. Im Waldbereich bis zur A73 wurden von den Waldwegen aus keine weiteren Schäden mehr entdeckt. Die Breite der Schneise kann im Wald nicht exakt festgestellt werden, sie verläuft aber entlang eines kleineren Weges. Es handelt sich hier um einen Mischwald vorwiegend aus Kiefern mit einigen Laubbäumen (alle Bäume ca. 10 - 15 m hoch). Im Schadensbereich ist dort ein nennenswerter Anteil der Laubbäume umgestürzt aber keine einzige Kiefer. Wie im gesamten Schadensbereich sind die Bäume ausschließlich entwurzelt worden. Im Abstand von 10m liegen die Bäume hier teilweise um 180 ° gedreht (siehe Abb. 2). Die Mehrzahl der Bäume steht aber noch. Am Waldrand selber sind keine Schäden entstanden. Unmittelbar östlich des Ludwig-Donau-Main-Kanals liegen wieder einige Bäume, die in verschiedene entgegen gesetzte Richtungen gestürzt sind. In der Pfälzer-Wald-Straße sind eher geringere Schäden an Dächern zu beobachten.


Abb. 2: Skizze der Wurfrichtung der Bäume am Beginn der Schneise (Bereich 1). Am rechten Rand ist der Ludwig-Donau-Main-Kanal dargestellt.

Bereich 2:
Dieser Bereich ist in Abb. 3 vergrößert. Hier traten die mit Abstand schwersten Schäden auf. Die Grenze zwischen schweren Schäden und gar keinen liegt bei wenigen Metern. Sie verläuft im Süden quer über den Platz an der Sankt-Wendel-Str. und im Norden knapp nördlich der Kreuzung Saarlouiser Str./Sankt-Ingbert-Str. Im roten Bereich wurden praktisch alle Hausdächer nennenswert geschädigt (10 - 15 Häuser). Drei bis vier Gebäude zwischen der Saarlouiser und der Neunkirchener Str. (auf Höhe der Kreuzung Sankt-Ingbert-Str.) sind schwer beschädigt. An einem wurde das Dach vollständig abgedeckt, zudem ist der östliche Giebel im obersten Bereich eingestürzt. Ob der Wind hier aus Osten kam oder ob der Giebel von innen vom geöffneten Dach aus beschädigt wurde, ist nicht klar. Der Dachstuhl blieb wohl weitgehend intakt, das Dachgeschoss erlitt innen zwangsläufig auch schwere Schäden. Dort gibt es keinen einzigen Baum, wie viele Bäume vorher standen, ist mir nicht bekannt. Auf jeden Fall sind viele umgestürzt. Zwei weitere Gebäude wurden größtenteils abgedeckt. Weiterhin sind teilweise auch Schornsteine abgestürzt. Auch Gartenhäuser wurden schwer beschädigt. Auch hier sind die Bäume auf engem Raum in alle Himmelsrichtungen gestürzt. Die Maximalintensität schätze ich auf Grund der Schäden auf T3 - T4, da im Kernbereich praktisch alle Bäume umgeworfen wurden, die Mehrzahl der Dächer weitgehend oder völlig abgedeckt wurde und da sogar eine Giebelwand eingestürzt ist.


Abb. 3: Detailausschnitt des am stärksten getroffenen Gebietes (Bereich 2). Die blauen Pfeile geben die Fallrichtung der Bäume an, an den blauen Häusern sind mittlere Schäden an den Dächern entstanden (nur schematisch, keine exakte Anzahl), die roten Gebäude sind sehr stark bis komplett abgedeckt und teils noch stärker beschädigt worden. Im Bereich der roten Gebäude wurden praktisch alle Bäume umgeworfen. Der rote Pfeil deutet an, dass hier der Giebel auf der Ostseite teilweise zerstört wurde. Die Darstellung ist eine Skizze, die keinen Anspruch auf exakt maßgenaue Darstellung erhebt.

Bereich 3:
In diesem Bereich sind die Schäden deutlich geringer geworden. Es sind immer noch einige Dachschäden aufgetreten und ein nicht kleiner Teil der Bäume ist umgestürzt. Die Fallrichtungen sind an der Kreuzung Saarlouiser Str./Saarbrückener Str. im Abstand von 5 - 7 m um 180 ° gedreht.

Bereich 4:
Weiter östlich treten rund um die Kreuzung Schießplatzstr./Dillinger Str. erneut vermehrt kleinere Dachschäden (unter 3 m²) sowie einige größere Schäden an Dächern auf.

Bereich 5:
Hier verläuft sich langsam die Schadensspur. Man kann Richtung Osten bis zur Herpersdorfer Str. einige umgestürzte Bäume finden. Einige Dächer sind geringer beschädigt. Östlich der Herpersdorfer Str. lassen sich keine Schäden mehr finden.

4. Allgemeine Beobachtungen

Der Schaden trat gegen 18:30 Uhr auf. Dieser Zeitpunkt kann auf Grund verschiedener Quellen als weitgehend gesichert angesehen werden. Zu dem Zeitpunkt gab es in Nürnberg sehr heftige Niederschläge, welche örtliche Überschwemmungen verursachten, auch die Pegnitz stieg in der Altstadt in etwa einer Stunde um 1 Meter an. Blitzaktivitäten wurden nicht registriert.

Sämtliche Bäume wurden entwurzelt bzw. an Astgabeln abgebrochen, keiner der entdeckten Bäume war abgedreht oder abgebrochen. Verfrachtungen konnten eher nicht festgestellt werden, das ist in solch einem Wohngebiet aber auch sehr schwierig. Vereinzelt lagen Wellblechteile herum, die aber nicht zugeordnet werden konnten. Nach dem Pressebericht der Berufsfeuerwehr Nürnberg (http://www.ffgartenstadt.de) sollen Ziegel in den Isolierschichten von benachbarten Hauswänden stecken. Im Schadensgebiet wurden viele Gartenhäuser und Carports beschädigt, allerdings sicher viele auch durch bereits beseitigte Bäume.

Copyright des Textes und aller Karten bei Ralf Rettig