Bräsen 18.01.07 von
Jens Fricke
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Eine etwa 50 bis 100 Meter breite Schneise im Landkreis Anhalt-Zerbst beginnt bei Thießen, weiter ostwärts folgend südlich an Hundeluft vorbei, dann über den äußersten Süden des Ortes Bräsen und den dortigen Friedhof hinweg bis fast an die Autobahn A9 (nahe Abfahrt Köselitz) heran(Angaben von Thilo Kühne). Dazu berichtet Jens Fricke:

"Tornado-Verdachtsfall Bräsen 18.1.2007

Leider konnten die Waldschäden nur ca. eine Stunde in Augenschein genommen werden, da aufkommende Dunkelheit weitere Fotos unmöglich machten. Die hier gezeigten Fotos entstanden auf der Verbindungsstraße zwischen der B 187a und der Ortschaft Bräsen (Bild 1 und 2) sowie im Waldstück hinter Bräsen Richtung Buko (Bilder 3-13).

Bereits bei der Anfahrt aus Richtung Rosslau waren zwischen Mühlstedt und Thießen schon von der Straße aus einige Waldschäden erkennbar. Nach dem Überqueren der B 187a wurden diese dann noch deutlicher sichtbar. Bild 1 und 2 wurden ca. 1 km vor Bräsen aufgenommen. Hier ist eine deutliche Schneise zu sehen. teils waren die Bäume entwurzelt, teils abgeknickt. Auffallend bei allen Schadstellen: die Fallrichtung der Bäume ist fast überall von Südwest nach Nordost; zu den Ausnahmen später. In Bräsen waren vereinzelt noch Gebäude- und Baumschäden zu sehen, einiges wurde offensichtlich bereits repariert. In der hinter dem Ort im Wald liegenden Bungalowsiedlung ergab sich ein sehr unterschiedliches Bild. Die Bungalows selbst und der südwestlich davor liegende Mischwald blieben größtenteils unbeschadet. 50-100 Meter nördlich von den ersten Gebäuden entfernt wurde der Wald räumlich eng begrenzt regelrecht platt gemacht. Die Fotos können das nur unzureichend wiedergeben. Dort, wo die Fotos 3-13 entstanden sind, stand bis zum 18.1. noch dichter, gleichmäßiger Hochwald. Bild 5 zeigt, dass es vereinzelt auch unterschiedliche Fallrichtungen der Bäume gibt. Eine befragte Zeugin, die sich zur Zeit des Sturms in der Bungalowsiedlung aufgehalten hatte berichtet, dass die Windgeräusche am Gebäude am ganzen Abend derart heftig waren, dass das Geräusch der brechenden Bäume selbst nicht wahrgenommen wurde (obwohl nur ca. 100 m entfernt geschehen). Ebenso sagte sie, dass es im Unterschied zur Region Köthen / Dessau zum Zeitpunkt des Gewitters / Kaltfrontdurchzug definitiv nicht gehagelt hätte. Ebenso wurde kein akustisch besonders heftiges Anzeichen, wie es bei einem Tornado denkbar wäre, wahrgenommen.

Die Art der Zerstörung (Schneisenbildung) im Wald erinnerte mich allerdings sehr an Micheln 2004, wo im Kleinzerbster Wald Ähnliches zu sehen war. Bild 9 zeigt dies anschaulich (an dieser Stelle vorher homogener Hochwald). Auffällig ist, dass im Wald regelrechte "Löcher" vorhanden sind, die sich mit nahezu völlig intakten Waldstücken abwechseln. Auffällig dabei, dass die Schneisen oder Löcher offensichtlich nicht in einer Flucht liegen. Wie viele derartige Schneisen vorhanden sind, könnte sicher nur ein Luftbild abschließend klären. Zum Vergleich habe ich ein Foto eines Teils der Bungalowsiedlung mit unbeschadetem Baumbestand beigelegt (Bild 13). Nur ca. 50-100 Meter vom Fotostandort entfernt im Rücken des Fotografen gibt es stellenweise keinen Wald mehr sondern nur noch meterhoch Bruchholz.

Die Waldwege, die nicht zum ständigen Befahren benötigt werden, konnten noch nicht geräumt werden. Gestattet sei hier eine Bemerkung: Feuerwehr und THW haben, um die Zugänglichkeit der Waldgrundstücke wieder herzustellen und die Ortschaften wieder erreichbar zu machen, Übermenschliches geleistet"

Bräsen 1
Bräsen 2
Bräsen 3
Bräsen 4
Bräsen 5
Bräsen 6
Bräsen 7
Bräsen 8
Bräsen 9
Bräsen 10
Bräsen 11
Bräsen 12
Bräsen 13
© by Jens Fricke

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