Hallo
So, wie versprochen der Bericht zum Chasing vom 26.03.2005.
Alles ging am Samstag so gegen 13 Uhr los. Ich saß im Büro und schaute
während des Arbeitens einmal kurz aus Interesse aufs Radar. Voller Neid
(und leicht in mich reinschimpfend) auf den Süden des Landes sah ich eine
Zellbildung bei Bottrop. Gegen 14 Uhr schaute ich noch einmal dorthin und
stellte zu meinem Erstaunen fest, das sie sich nur sehr, sehr langsam
bewegte und stetig an Stärke zunahm. Das ist jedoch noch kein Grund für
mich ,schreiend ins Auto zu stürzen und chasen zu fahren. Gegen ca .15 Uhr
stieg die Radarintensität stark an. Es waren jedoch nur wenige Blitze
auszumachen. Um 15.20 reifte in mir der Verdacht ,das sich in dem
richtungsgescherten Windfeld vielleicht etwas gebildet haben könnte
,das ein Chasing lohnendswert machen würde. Gegen 15.50 Uhr sammelte ich
schnell meinen Camcoder und Handy ein und los ging es. Da mir die
Zugrichtung und der Rechtsdrall der Zelle aufgefallen war ,überlegte ich
mir noch wie ich sie anfahren sollte ,da ich im vergangenen Jahr bei einer
ähnlichen stationären Zelle bei Münster fast mit meinem Auto abgesoffen
wäre. Also der Entschluß ,auf die A31 zufahren und sie von hinten zu
nehmen.
. Ärgerlich war nur, das ich weder Laptop noch meine
Spiegelreflexkamera mitnahm. Also auf ins Auto, Sven angerufen ,ob er auch
unterwegs ist und los. Leider konnte Sven nicht chasen ,da er derzeit
einen kleinen und empfindlichen Leihwagen hat. Das dieses Chasing sehr gut
werden würde, hätte mir schon klar sein müssen, da wie immer bei
Superzellen, blitzreichen Gewittern oder anderen Naturphänomenen Hermannn
Harperink im Urlaub war.
Mein Weg führte mich direkt auf die A31 und
ich konnte schon nach ein paar Kilometern den Eisschirm der Zelle sehen.
Da es mir möglich war, komplett an der Zelle vorbei zufahren, konnte ich
schon auf der Autobahn viele Mammatus sehen sowie fast die ganze Fahrt
einen RegenBogen.
Bei der Ausfahrt Altschermbeck (37) habe ich die
Autobahn 31 verlassen und bin Richtung Haltern gefahren. Ich konnte schön
den Amboss, Fallstreifen usw.. von hinten sehen. Bisher sah alles nach
einem normalen Gewitter aus . Ich stieg zwischendurch einmal aus schaute
mir den schönen Regenbogen an, die schwarze Wolkenwand und da fiel mir auf
,das der eigentliche Amboss gar nicht richtig zu sehen war ,sondern ich es
mit einer Nebenbildung zu tun hatte. Der eigentliche Amboss war fast
vollständig verhüllt und zeigte sein Antlitz nur sehr undeutlich . Ich
setzte meine Fahrt nach Haltern am See fort und telefonierte mit Sven, um
zu hören was das Radar sagte. Sven sagte mir laut Radar währe der Zellkern
an der A43 bei Haltern. In diesem Moment befand ich mich genau dort und
plötzlich wurde es stark dunstig. Ich war etwas verwundert ,da die Sonne
in voller Pracht schien ; je weiter ich jedoch fuhr ,setzte Niederschlag
ein und die Autos kamen mir komplett mit Hagel bedeckt und mit Lichthupe
entgegen. Ich fragte mich „Was soll das?“ Klar ,es lag etwas Hagel rum ,
den ich auch in die Hand nahm, aber deswegen so eine Reaktion? Ungefähr 1
Kilometer weiter war ich schon selber in dem Schlamassel. Es hagelte, bis
zu 2cm große Schlossen, die Straße vor mir war überflutet, Anwohner
kämpften verzweifelt ,um die Abflüsse ,die durch die Hagelmassen verstopft
waren, frei zu bekommen, da das Wasser nicht ablaufen konnte und das
Wasser wurde immer mehr. Ich stand mit meinem Auto auf einem trockenem
teil Straße und telefonierte erst einmal mit Sven. Ich stieg aus und
fragte einen Anwohner , wo ich überhaupt wäre und er sagte mir, Haltern am
See. Erst wollte ich lachen, aber der Ort heißt wirklich so.
Als ich
in mein Auto einsteigen wollte ,sah ich zu meinem Erstaunen das daß Wasser
mittlerweile bis an meine Felgen stand. Also, nix wie weg. Zum durchfahren
fehlte mir dann doch der Mut ,also den Weg zurück. Leider stellte sich
heraus ,das ich schon das Wasser hinter mir hatte.... Die einzige
Möglichkeit sah ich im hinauffahren einer befestigten Einfahrt und über
das Grundstück eines Hauses. Über Umwege kam ich durch Haltern und hier
lag der Hagel bis zu 20 cm hoch. Die Feuerwehr hatte jede Menge
Einsatzstellen und die Einwohner halfen sich gegenseitig ,die Hagelmassen
an die Seite zu schippen. Laut Aussage von mehreren Einwohnern hat es in
Haltern über 1 Stunde gehagelt.
Ich habe mich dann aufgrund von weiteren Informationen über die Zelle
von Sven und Thomas Sävert , aufgemacht, sie zu verfolgen ,aber immer
außerhalb des Kernes. Was auch fast immer geklappt hat. Ich kam zwar
mehrfach immer kurz an das Niederschlagsgebiet ran und mir flogen auch
Hagelkörner bis zu 1-2 cm um die Ohren , aber nicht schlimmes. Bei Olfen
sah ich Hagelsteine 2-3 cm groß, ich bin weiter in Richtung Seppenrade
dort kam ich in einen schweren Hagelschlag. Es fing mit Regen und kleinen
Körnchen an und steigert sich bis 4 cm. Was schön zu sehen war, es
handelte sich um „weichen Hagel“ der beim auftreffen auf die Motorhaube,
bzw. Scheibe zerplatzte . Die Sicht war nach kurzer Zeit bei Null und die
Landschaft winterte nach ein paar Minuten komplett ein. Dabei war die
Stimmung gespenstisch ,der Krach vom Hagel, null Sicht und die Sonne
scheint dir volle Stärke in dein Fenster, unglaublich.
Ich habe mich
dann mit meinem Auto in eine Unterführung gerettet und Gott sei dank keine
Hagelbeulen davon getragen. Nach einiger Zeit konnte ich weiter fahren.
Die Blitzrate war eigentlich nicht so hoch ,stieg nun jedoch an. Ich
konnte mit Einsetzen der Dämmerung deutlich mehr sehen; ich beobachtete
einen Blitz ;der in einem Baum schlug und dieser brannte sofort ,wurde
jedoch auch schnell durch Niederschlag gelöscht. Ich kam noch einmal nah
an die Zelle ran und konnte sie seitlich etwas überholen. Bei
Lüdinghausen/ Piekenbrock sah ich
in der Ferne eine( für mich)
shelfcloud , sie sah schön aus, aber ich entschloß mich ,über die A1 nach
Hause zufahren. Ich hatte jedoch diese( Shelf) weiter im Auge. Als ich
gerade auf die A1 gefahren war sah ich noch einmal nach der „shelf“ und
was sah ich? Einen Funnel.... Also camcorder auf dem linken Oberarm und
filmen was das Zeug hält. Ich sah deutlich ,das sich der Funnel weiter
reckte und plötzlich von unten anfing zu kondensieren. Die Lebensdauer von
dem Tornado war von mir beobachtet nur wenige Sekunden. Leider fand ich
nicht schnell genug eine Abfahrt bzw. einen Parkplatz ,daher habe ich nur
sehr wenig Videomaterial zu diesem Ereignis. Wie man bei den Bildern und
den Animationen von Leonard Parsek sehen kann, handelte es sich deutlich
um eine Wallcloud und nach Durchsicht meiner Aufnahmen komme ich jetzt
auch zu dem Schluß ,das meine Shelf ein Wallcloud war. Da die Orte
Nordkirchen, Lüdinghausen und Ascheberg alle bei einander liegen und auch
die Uhrzeit vom Leonard Parsek mit der Beobachtungszeit von mir paßt, gehe
ich von einem Tornado aus. Interessant wird es sein ,auf die öffentliche
Berichterstattung in den Zeitungen zu warten , ich denke dort wird mit
Sicherheit etwas über diesen Tornado drin stehen.
Insgesamt war das
ein spektakuläres Chasing und wenn das der Auftakt zur Session 2005 war
,muß ich sagen gelungen!
Danke an Sven Lücke und Thomas Sävert für euere tolle Unterstützung und
Übermittlung von Daten. Ohne euch wäre ich nicht so gut immer wieder in
Position gekommen.
Ansgar Berling
www.stormcenter.de/ansgar/26marz05.avi
Das war die Zelle:
erste Quellungen auf der Autobahn
Am Ende wartet ein Topf voll Gold!
Der Entschluß steht, Die Zelle wird von Hinten angegangen
Plötzlich wie aus heiterem Himmel ,Dunst!
erster Hagel liegt hier rum...
Wasser in den Straßen und Einwohner versuchen die Abflüsse frei
zugekommen :
Es gibt immer wider Leute die müssen dadurch fahren:
Ich muß weg, mein Auto steht schon im Wasser:
Hagel in den Straßen
Die Feuerwehr steht auch überall herum :
Nun will ich aber an die Zelle ran:
3cm Hagel erwischt mich
Ist nur „ weicher“ Hagel, er zerplatzt nur so:
Es ist kein Winter mehr:
Und rechts scheint die Sonne und gibt der Umgebung ein selten gesehenes
Licht:
Nach einem Blitzschlag, Feuer im Wald:
Nein, keine Shelf sondern eine Wallcloud!