Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
C2) Löst die Reibung über Land einen tropischen Wirbelsturm auf?

(Teile dieses Abschnitts stammen von Sim Aberson.)

Nein. Während des Landgangs wirkt sich die zunehmende Bodenreibung einerseits mit einer Abnahme des Mittelwindes aus, andererseits aber auch mit einer Zunahme der Böen am Boden (Powell and Houston 1996). Der Mittelwind (1 min oder über einen längeren Zeitraum) nimmt ab wegen des dämpfenden Effekts der größeren Reibung über Land (z.B. durch Büsche, Bäume und Häuser gegenüber einem relativ glatten Ozean). Die Böen werden stärker, weil die Turbulenz zunimmt und so die noch stärkeren Winde aus höheren Luftschichten in kurzen Schüben (wenige Sekunden) heruntermischt.

Bereits nach wenigen Stunden beginnt sich ein tropischer Wirbelsturm über Land rasch abzuschwächen, nicht wegen der Reibung, sondern wegen der versiegenden Feuchte- und Wärmequellen, die der Ozean liefert. Das Fehlen von Feuchte und Wärme verhindert, dass der tropische Wirbelsturm weitere Gewitter in Zentrumsnähe ausbilden kann. Ohne diese Konvektion (Schauer, Gewitter) füllt sich der Sturm rasch auf.

Eine frühe numerische Simulation (Tuleya and Kurihara 1978) zeigte, dass sich ein Hurrikan, der über einer feuchten Region (z.B. Sümpfe) an Land geht, wo sich die Verdunstung kaum ändert, sogar noch verstärken kann. Allerdings zeigt eine neuere Studie (Tuleya 1994), in der die Bodenbedingungen realistischer dargestellt sind, dass sich ein Hurrikan auch über sumpfigem Gelände abschwächt wegen der geringeren Wärmezufuhr. Tatsächlich führte die Natur selbst ein solches Experiment durch, als der starke Hurrikan Andrew im Jahre 1992 die sehr feuchten Everglades, Big Cypress und Corkscrew Swamp im Südwesten Floridas überquerte. "Andrew" schwächte sich dramatisch ab: Die maximalen Windgeschwindigkeiten nahmen um etwa ein Drittel ab und der Kerndruck stieg um 19 Hektopascal (Powell and Houston 1996).

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