Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
C5c) Warum versuchen wir nicht, einen tropischen Wirbelsturm aufzulösen durch Bombardieren?

In jeder Hurrikansaison kommen Vorschläge auf, dass man Nuklearwaffen anwenden sollte, um die Stürme zu zerstören. Abgesehen davon, dass dieses Vorgehen den Sturm gar nicht verändern würde, wirft ein solches Projekt ein neues Problem auf: Der freiwerdende radioaktive Niederschlag würde sich mit den Passatwinden schnell ausbreiten und Landmassen erfassen, wo er zerstörerische Umweltprobleme auslösen würde. Damit dürfte sich diese Idee bereits wieder erledigt haben.

Nun zu einer wissenschaftlicheren Erklärung, warum eine Explosion keine effektive Methode wäre, um einen Hurrikan zu beeinflussen: Das Hauptproblem bei der Verwendung von Sprengstoff wäre die benötigte Energiemenge. Ein voll entwickelter Hurrikan kann Wärmeenergie von 5 bis 20 x 1013 Watt freisetzen und wandelt nur rund 10 Prozent der Wärme in mechanische Energie des Windes um. Die Wärmeabgabe ist so groß, als wenn alle 20 Minuten eine 10 Megatonnen-Nuklearbombe detoniert. Nach Angaben des Weltalmanachs aus dem Jahr 1993 verbrauchte die gesamte Menschheit im Jahre 1990 etwa 1013 Watt, weniger als 20 Prozent der Energie eines Hurrikans.

Zusätzlich erzeugt eine Explosion, besonders eine Nuklearexplosion, eine Schockwelle oder eine Druckwelle, die sich vom Ort der Explosion schneller als der Schall ausbreitet. Ein solches Ereignis steigert nicht den Luftdruck nach Durchgang der Schockwelle, weil der Luftdruck das Gewicht der Luft über dem Boden angibt. Bei normalem Luftdruck drücken etwa 10 Tonnen Luft auf jeden Quadratmeter Boden. In den stärksten Hurrikanen sind es etwa 9 Tonnen. Um einen Hurrikan der Kategorie 5 auf die Kategorie 2 abzuschwächen, müsste man pro Quadratmeter Boden etwa eine halbe Tonne Luft hinzufügen. Insgesamt bräuchte man also etwas mehr als eine halbe Million Tonnen Luft, um ein Auge mit einem Durchmesser von 40 Kilometern derart aufzufüllen. Es dürfte schwierig sein, einen Weg zu finden, so viel Luft in das Zentrum eines tropischen Wirbelsturmes zu bewegen.

Auch der Angriff auf schwache tropische Wellen oder Tropische Depressionen, bevor sie sich zu Hurrikanen verstärken können, ist nicht vielversprechend. Etwa 80 dieser tropischen Störungen bilden sich in jedem Jahr auf dem Atlantik, aber nur etwa 5 bis 6 dieser Tiefs entwickeln sich in einem typischen Jahr zu Hurrikanen. Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, welche davon sich entwickeln. Auch wenn die freigesetzte Energie in einer tropischen Störung nur etwa 10 Prozent der eines Hurrikans beträgt, so ist immer noch ausreichend Energie vorhanden, um sämtliche Lichter der Welt mehrere Male im Jahr zu erhellen.

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