Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
C5i) Warum versuchen wir nicht, einen tropischen Wirbelsturm aufzulösen durch andere Methoden?

Über die Jahre betrachtet haben wir von zahlreichen Techniken gelesen, wie man Hurrikane verändern möchte: Impfen der Wolken mit Trockeneis oder Silberjodid, den Ozean mit kälteerzeugendem Material oder Eisbergen abkühlen, die Strahlungsbilanz in einem Hurrikan ändern durch Absorption des Tageslichtes mit Ruß, den Hurrikan auseinandersprengen durch Wasserstoffbomben, den Sturm vom Land wegwehen mit Windrädern etc. (einige dieser Methoden werden in diesen FAQ näher erläutert). So sorgfältig einige dieser Vorschläge auch begründet werden, so haben sie doch eines gemeinsam: Man kann die Größe und die Energie der tropischen Wirbelstürme nicht abschätzen. Als z.B. im Jahre 1992 der Hurrikan Andrew auf Florida traf, verwüsteten das Auge und die eyewall einen nur 20 Meilen (ca. 32 Kilometer) breiten Streifen. Die freigewordene Wärmeenergie um das Auge herum war 5.000 mal so groß wie die Wärme- und elektrische Energie, die im Atomkraftwerk in Turkey Point erzeugt wird, über das das Auge genau hinwegzog. Die kinetische Energie des Windes war zu jedem Zeitpunkt so hoch wie diejenige, die durch eine Kernexplosion freigegeben würde. Möglicherweise, wenn die Zeit gekommen ist, wenn Männer und Frauen fast mit Lichtgeschwindigkeit zu den Sternen reisen können, haben wir dann genügend Energie für solche Eingriffe in die Hurrikandynamik.

Menschen sind es gewohnt, sich mit chemisch komplizierten biologischen Systemen oder künstlichen mechanischen Systemen zu beschäftigen, die eine kleine Menge (nach geophysikalischen Standards) hochwertige Energie enthalten. Weil Hurrikane chemisch einfach sind - Luft und Wasserdampf - ist die Einleitung von Katalysatoren aussichtslos. Die Energie, die in die atmosphärische Dynamik mit einbezogen wird, ist hauptsächlich minderwertige Wärmeenergie, aber die Menge davon ist in menschlichen Dimensionen ausgedrückt unermesslich.

Auch der Angriff auf schwache tropische Wellen oder Tropische Depressionen, bevor sie sich zu Hurrikanen verstärken können, ist nicht vielversprechend. Etwa 80 dieser Störungen bilden sich in jedem Jahr auf dem Atlantik, aber in einem typischen Jahr verstärken sich davon nur 5 bis 6 zu Hurrikanen. Es gibt keine Möglichkeit vorherzusagen, welche sich entwickeln. Auch wenn die Energie in einer tropischen Störung nur etwa 10 Prozent der eines ausgewachsenen Hurrikans beträgt, so handelt es sich immer noch um eine so große Menge Energie, um sämtliche Lichter der Welt mehrere Male im Jahr zu erhellen.

Vielleicht kommt eines Tages jemand, der Hurrikane künstlich abschwächen kann. Wäre es nicht wundervoll, wenn wir es machen könnten?

In jüngster Zeit kamen wieder vermehrt Diskussionen zur Beeinflussung von Hurrikanen auf, so auch in dieser Meldung:
Gates will Wirbelstürme zähmen (3:Board, 29.07.09)

Möglicherweise ist die beste Lösung, nicht zu versuchen, die Hurrikane abzuschwächen oder zu zerstören, sondern besser mit ihnen zu leben. Da wir wissen, dass die Küstenregionen verwundbar gegenüber Stürmen sind, müssen Baubestimmungen erzwungen werden, die Standfestigkeit selbst bei einem starken tropischen Wirbelsturm gewährleisten können. Zusätzlich müssen die Bemühungen, die Öffentlichkeit über angemessene Vorbereitung aufzuklären fortgesetzt werden. Ärmere Staaten in ihren Aufklärungsbemühungen zu unterstützen kann auch unzählige Leben retten. Schließlich müssen wir in unseren Bemühungen fortfahren, Hurrikane besser zu verstehen und zu beobachten, um ihre Entwicklung, Intensivierung und Zugbahn genauer vorauszusagen.

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