Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
D4) Was meint "maximaler Mittelwind"? Wie verhält sich der Mittelwind zu den Böen?

zusammengestellt von Chris Landsea

Das NOAA's Office of Oceanic and Atmospheric Research (OAR) mit dem National Hurricane Center verwendet einen einminütigen Zeitraum, um den Mittelwind, also den Wind über einen längeren Zeitraum gemittelt, zu messen. Der maximale Mittelwind ("sustained wind"), der in den Warnungen des NHC für Tropische Stürme und Hurrikane genannt wird, ist also der höchste einminütige Bodenwind innerhalb des Sturmsystems. Dieser Bodenwind ist derjenige, der in der meteorologischen Standardhöhe von 10 Metern (ca. 33 Fuß) auf freiem Gelände (nicht durch Häuser oder Bäume geschützt) gemessen oder (häufiger) geschätzt wird.

Seit der Einführung des Automatischen Bodenbeobachtungssystems (Automatic Surface Observation System = ASOS) hat der US-Wetterdienst ein zweiminütiges Mittel für seine Definition des Mittelwindes herangezogen. Dies wurde gemacht, weil die ASOS-Stationen ihre Messwerte über einen zweiminütigen Zeitraum melden. Es gibt keinen Umrechnungsfaktor, um einen 2-Minuten-Wind in einen 1-Minuten-Wind umzurechnen und es ist sinnlos, den höchsten 1-Minuten-Wind über zwei Minuten abzuschätzen, zumal sie beide fast identisch sind.

Böen sind Windspitzen von wenigen Sekunden (meist 3-5 Sekunden). In einem Hurrikan liegen die Böen typischerweise 1,3 mal so hoch wie (oder 30 % höher als) der einminütige Mittelwind. Wenn ein Hurrikan an Land geht, dann schwächt sich der Mittelwind wegen der Reibung rasch ab. Die Böen können dagegen noch zulegen wegen zunehmender Turbulenz.

Ein Problem bei der Verwendung eines einminütigen Mittelwindes auf dem Atlantik und dem Nordostpazifik (Zuständigkeitsbereich des NHC) gibt es allerdings: Auf nahezu allen anderen Ozeanen wird ein zehnminütiger Mittelwind verwendet. Während man die Windspitzen eines zehnminütigen Zeitraumes leicht auf eine Minute umrechnen kann, bereitet ein solch systematischer Fehler beim Vergleich der Stürme in verschiedenen Meeresgebieten erhebliche Probleme.

Referenzen:
Powell, M.D., S.H. Houston, and T.A. Reinhold, 1996:"Hurricane Andrew's Landfall in South Florida, Part I: Standardizing measurements for documentation of surface wind fields." Wea. Forecast. v.11, p.329-349

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