Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
E1) Welches ist der stärkste bisher registrierte tropische Wirbelsturm weltweit?

Es gibt verschiedene Methoden, die Intensität eines tropischen Wirbelsturms einzuordnen, entweder nach dem Kerndruck oder nach den höchsten gemessenen Windgeschwindigkeiten. Im Bereich des Taifuns "Tip" auf dem Nordwestpazifik wurden am 12 Oktober 1979 ein Kerndruck von 870 Hektopascal und ein Mittelwind bis 85 m/s (165 Knoten, 190 mph, 305 km/h) festgestellt (Dunnavan and Diercks 1980). Der Taifun Nancy wurde registriert mit geschätzten Windgeschwindigkeiten bis 95 m/s (185 Knoten, 213 mph) bei einem Kerndruck von 888 Hektopascal. Inzwischen weiß man (Black 1992), dass die höchsten Windgeschwindigkeiten, die in den 1940er bis in die 1960er Jahre geschätzt wurden, zu hoch liegen und dass die 95 m/s (und einige andere Werte im Bereich 83 bis 93 m/s) etwas zu hoch angesetzt sind. Im Jahre 2010 benannte die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) einen neuen Rekordhalter mit dem Zyklon "Olivia", der im Jahre 1996 auf Australien traf. Es wurden Windgeschwindigkeiten bis 113 m/s (220 Knoten, 253 mph, 407 km/h) registriert! Dies übertrifft den bisherigen Rekord für den stärksten Wind am Boden, den die Wetterstation auf dem Mt. Washington seit 1934 gehalten hatte.

Anfang November 2013 bildete sich östlich der Philippinen der extrem starke Taifun Haiyan, der am 08. November auf die zentralen Philippinen traf und hier eine schwere Taifunkatastrophe auslöste. Leide rgibt es keine genauen Messwerte, aber es dürfte der stärkste tropische Wirbelsturm bisher gewesen sein, der auf Land traf. Der Kerndruck lag deutlich unter 900 Hektopascal und die mittleren Windgeschwindigkeiten nach Satellitenbildanalysen im Mittel bis zu 315 km/h und in Böen bis etwa 380 km/h. Damit gehört "Haiyan" auf jeden Fall zu den stärksten bisher registrierten tropischen Wirbelstürmen weltweit.

Die tiefsten Luftdruckwerte auf dem Nordwestpazifik
Rang Taifunname tiefster Luftdruck Jahr
1. Tip 870 1979
2. Zeb 872 1998
3. Gay 872 1992
4. Keith 872 1997
5. Joan 872 1997
6. Ivan 872 1997
7. Forrest 876 1983
8. Faxai 879 2001
9. Chaba 879 2004
10. Yuri 885 1991
11. Maemi 885 2003
12. Dianmu 885 2004
13. Nancy 888 1961
14. Fengshen 892 2002
15. Lupit 892 2003
??? Haiyan ??? 2013


(Hurrikan "Patricia" am 23.10.2015 (NOAA)

Der Hurrikan "Patricia" verstärkte sich am 23. Oktober 2015 zum stärksten Hurrikan auf dem Ostpazifik seit Aufzeichnungsbeginn. Mit einem Aufklärungsflugzeug wurde der extreme Hurrikan untersucht und insgesamt dreimal durchflogen. Beim dritten Durchflug wurde ein Luftdruckwert von 885 Hektopascal gemessen, aber noch bei recht hohen Windgeschwindigkeiten. Heruntergerechnet ergab sich der Rekordwert von 880 Hektopascal. Bei einem weiteren Flug einige Stunden später wurde sogar ein Luftdruckwert von 883 hPa gemessen bei Windgeschwindigkeiten von 45 Knoten. Dies entspricht einem Kerndruck von etwa 879 Hektopascal.


(Hurrikan "Wilma" am 19.10.2005 (NOAA)

Es sei angemerkt, dass der Luftdruckwert von 882 Hektopascal, geschätzt aus Messdaten im Hurrikan "Wilma" 2005, ihn zum stärksten Hurrikan auf dem Atlantik macht, wenn man nach dem Luftdruck geht. Dies sind etwa 12 Hektopascal mehr (schwächer) als der oben genannte Taifun "Tip" auf dem nordwestlichen Pazifik. Den alten Atlantikrekord hielt der Hurrikan "Gilbert" mit 888 Hektopascal im September 1988 (Willoughby et al 1989).

Die tiefsten Luftdruckwerte auf dem Nordatlantik
Rang Hurrikanname tiefster Luftdruck Jahr
1. Wilma 882 2005
2. Gilbert 888 1988
3. Labor Day 892 1935
4. Rita 897 2005
5. Allen 899 1980
6. Katrina 902 2005
7. Camille 905 1969
7. Mitch 905 1998
9. Dean 906 2007
10. Dorian 910 2019
10. Ivan 910 2004
12. Janet 914 1955
13. Opal 916 1995
14. Hugo 918 1989
15. Isabel 920 2003
15. Gloria 920 1985
15. Hattie 920 1961

Während der Kerndruck global auf dem Nordwestpazifik am tiefsten sinken kann, erzeugen die atlantischen Hurrikane Windgeschwindigkeiten, die vergleichbar sind mit denen auf dem Pazifik. Hurrikan Camille (1969) und Hurrikan Allen (1980) wiesen Windgeschwindigkeiten auf, die bis etwa 85 m/s (165 Knoten, 190 mph) reichten. Solche Messungen sind aber oft zweifelhaft, da die Instrumente bei diesen Windgeschwindigkeiten häufig zerstört oder beschädigt werden.

zuletzt überarbeitet am 12. Februar 2020

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