Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
F4) Wie sieht die Prognose von Prof. Gray für die aktuelle Hurrikansaison aus und welche Faktoren werden berücksichtigt?

William M. Gray an der Colorado State University in Fort Collins, Colorado (USA) hat seit 1984 Saisonprognosen für Hurrikane auf dem Atlantik herausgegeben. William M. Gray und sein Team um Philip J. Klotzbach geben in jedem Jahr Saisonprognosen Ende November, Anfang April, Ende Mai, Anfang August sowie seit wenigen Jahren auch Anfang September und Anfang Oktober heraus, mit einer Verifikation Ende November. Klicken Sie hier um sich diese Vorhersagen anzusehen. Sie können sich außerdem die vorhergehenden Prognosen ansehen, wenn Sie oben auf der Seite das entsprechende Jahr aussuchen und auf "Go" klicken.

Details zu seinen Vorhersagemethoden können gefunden werden bei Gray (1984a,b) und bei Gray et al. (1992, 1993, 1994). Landsea et al. (1994) haben ebenso Verifikationen für die ersten 10 Jahre erstellt. Eine Kurzübersicht der einzelnen Komponenten folgt hier:

  • Stratosphärische Zweijahresschwingung (Stratospheric quasi-biennial oscillation = QBO) - Während der 12 bis 15 Monate, in denen die Stratosphärenwinde in Äquatornähe aus Ost wehen (Ostphase der QBO), ist die Aktivität tropischer Wirbelstürme auf dem Atlantik verringert. Der Ostphase folgen 13 bis 16 Monate mit westlichen Winden in der äquatorialen Stratosphäre und die Aktivität auf dem Atlantik ist erhöht. Es wird angenommen (ist nicht bewiesen), dass die verringerte Aktivität in Jahren während der Ostphase auf zunehmende vertikale Scherung (Änderung des Windes mit der Höhe) zwischen der unteren Stratosphäre und der oberen Atmosphäre zurückzuführen ist und dabei die Struktur tropischer Wirbelstürme zerrissen wird.
    QBO schematic
    Gray,W.M. (1984)

  • Luftdruckabweichungen in der Karibik (Caribbean sea level pressure anomalies = SLPA) - In einer Saison mit tieferem Luftdruck in der Karibik als im langjährigen Mittel ist die atlantische Sturmaktivität erhöht. Wenn der Luftdruck höher ist als normal, dann ist die Aktivität tropischer Wirbelstürme verringert. Höherer Luftdruck deutet auf eine schwächere Innertropische Konvergenzzone (Inter-tropical Convergence Zone = ITCZ) oder auf eine Verlagerung der ITCZ in Richtung Äquator hin oder auf beides.
  • Höhenwindabweichungen in der Karibik (Caribbean 200 mb zonal wind anomalies = ZWA) - Die Winde in rund 12 Kilometer Höhe (200 Hektopascal) im Bereich der Karibik reflektieren oft die ENSO-Phase (siehe oben) oder die Niederschlagssituation in der westlichen Sahelzone (das bedeutet, westliche ZWA entsprechen El Niños oder einer Trockenheit in der westlichen Sahelzone). Zusätzlich liefern die Höhenwinde im karibischen Raum ein unabhängiges Maß für die troposphärische vertikale Scherung, besonders in Jahren mit neutralen Bedingungen der ENSO und der Regenfälle in der westlichen Sahelzone in Afrika.
    zonal wind
    Gray,W.M. (1984)

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