Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
G10) Wie viele Blitze treten in tropischen Wirbelstürmen auf?

Überraschenderweise treten im inneren Bereich (innerhalb von etwa 100 Kilometern oder 60 Meilen vom Zentrum) eines tropischen Wirbelsturmes nur wenige Blitze auf. Nur etwa ein Dutzend oder weniger Wolken-Boden-Blitze pro Stunde werden in der eyewall des Sturms beobachtet - im starken Gegensatz zu einem Gewitterkomplex auf dem Land der mittleren Breiten, in dem Blitzraten von mehr als 1.000 pro Stunde über mehrere Stunden hinweg auftreten können.

Im Bereich von Hurrikan "Andrew" traten während der gesamten Zugbahn von den Bahamas bis nach Louisiana weniger als 10 Blitze pro Stunde auf. In einigen Stunden wurden gar keine Wolken-Boden-Blitze beobachtet (Molinari et al. 1994). In den äußeren Bereichen des Sturms (mehr als 100 Kilometer oder 60 Meilen vom Zentrum entfernt) können mehr Blitze auftreten mit Blitzraten von mehreren 100 pro Stunde.

Die geringe Blitzaktivität im inneren Bereich ist auf die relativ schwachen eyewall-Gewitter zurückzuführen. Weil die Luft über dem Ozean hier kaum aufgeheizt wird und tropische Wirbelstürme einen warmen Kern aufweisen, ist hier kaum ausreichend Aufwind vorhanden. Bei schwächeren Aufwinden ist weniger unterkühltes Wasser vorhanden (Wasser mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt), das bei der Aufladung eines Gewitters durch Interaktion von Eiskristallen in Gegenwart von flüssigem Wasser entscheidend ist (Black and Hallett 1986). Die häufigeren Blitze in den äußeren Bereichen des Sturms sind meist mit den aktiveren, mit Konvektion durchsetzten Regenbändern verbunden (Samsury and Orville 1994).

Die neuesten Untersuchungen zur Blitzaktivität lassen darauf schließen, dass Veränderungen der Blitzaktivität im inneren Bereich - auch wenn die Zahl der Blitze nur gering ist - möglicherweise ein nützliches Werkzeug zur Vorhersage der Verstärkung eines tropischen Wirbelsturmes ergeben. Black (1975) fand heraus, dass ein Ausbruch der Konvektion im inneren Bereich, der auch mit zunehmender Blitzaktivität verbunden ist, darauf hinweist, dass bald eine Intensivierungsphase beginnt. Analysen der Hurrikane Diana (1984), Florence (1988) und Andrew (1992) sowie eines unbenannten Sturms im Jahre 1987 deuten darauf hin, dass dies häufig zutrifft (Lyons and Keen 1994 und Molinari et al. 1994).

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