Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
G2) Wie beeinflusst die El Niño-Southern Oscillation das Auftreten von tropischen Wirbelstürmen weltweit?

zusammengestellt von Chris Landsea, Thomas Sävert

Seit einigen Jahrzehnten ist ein wichtiges Phänomen ins Gespräch gekommen, das sich eigentlich für uns weit weg auf dem Südpazifik abspielt, aber dennoch eine große Bedeutung hat. Die Rede ist von El Niño, (Südamerika: das Christkind). In jedem Jahr erwärmt sich zur Weihnachtszeit das Wasser im tropischen Ostpazifik, es wird weniger nährstoffreich und beendet die Fischfangsaison. In manchen Jahren fällt die monatelange Erwärmung ungewöhnlich stark aus mit enormen Folgen für das Weltklima. Ist die Erwärmung schwächer als sonst mit deutlich negativen Temperaturabweichungen, dann spricht man von La Niña, der "Schwester" von El Niño. Mit Southern Oscillation wird die gesamte Zirkulation auf dem südlichen Pazifik beschrieben. Beides zusammen wird mit ENSO abgekürzt.

El Niño/Southern Oscillation (ENSO) - Während El Niño-Ereignissen (ENSO Warmphasen, warmes Wasser im tropischen Ostpazifik) nimmt die vertikale Windscherung (Windänderung mit der Höhe) zu und stört damit die Bildung und Verstärkung tropischer Wirbelstürme auf dem Atlantik, vor allem durch Verstärkung der Westwinde in ca 12 Kilometer Höhe (Gray 1984). La Niña-Ereignisse (ENSO Kaltphasen) verstärken die Aktivität. Kürzlich fanden Tang und Neelin (2004) heraus, dass sich während El Niño-Ereignissen auch die Feuchteverhältnisse in der Atmosphäre auf dem Atlantik verändern und sich damit Veränderungen in Hurrikanen einstellen können.


Hurrikanzugbahnen vor, während und nach El Niño

Referenz: Tang, B. H., and J. D. Neelin, 2004: ENSO Influence on Atlantic hurricanes via tropospheric warming. Geophys. Res. Lett.: Vol 31, L24204. "

Während El Niño-Ereignissen (ENSO-Warmphasen, warmes Wasser im tropischen Ostpazifik) nimmt über dem Atlantik die vertikale Scherung in der Troposphäre zu und stört somit die Entstehung und Verstärkung von tropischen Wirbelstürmen. La Niña-Ereignisse (ENSO-Kaltphasen) verstärken die Aktivität.

Der südwestliche Pazifik vor Ostaustralien zeigt eine deutliche Veränderung der tropischen Aktivität mit weniger tropischen Wirbelstürmen zwischen 145 Grad und 165 Grad östlicher Länge und mehr von 165 Grad östlicher Länge ostwärts auf dem südlichen Pazifik während El Niño (ENSO-Warmphasen). Außerdem gibt es eine leichte Tendenz, dass sich die Aktivität etwas näher an den Äquator verlagert. Das Gegenteil passiert während La Niña-Ereignissen (ENSO-Kaltphasen). Siehe Arbeiten von Nicholls (1979), Revell and Goulter (1986), Dong (1988) und Nicholls (1992).

Im Westteil des Nordostpazifiks (140 Grad West bis zur Datumsgrenze) treten in El Niño-Jahren häufig mehr tropische Wirbelstürme auf und im Jahre nach El Niño ziehen mehr Stürme in die subtropischen Breiten (Schroeder and Yu 1995), aber letzteres ist noch nicht ausreichend nachgewiesen.

Der Nordwestpazifik reagiert ähnlich wie der südwestliche Pazifik vor Ostaustralien. Die Aktivität verlagert sich in andere Bereiche, ohne sich zahlenmäßig stark zu verändern. Pan (1981), Chan (1985) und Lander (1994) führen aus, dass westlich von 160 Grad östlicher Länge weniger Stürme auftreten, während die Zahl von 160 Grad Ost bis zur Datumsgrenze zunimmt. Das Gegenteil passiert während La Niña-Ereignissen. Auch hier gibt es die Tendenz, dass sich die tropischen Wirbelstürme während El Niño-Ereignissen etwas dichter zum Äquator bilden als in normalen Jahren.

Der Ostteil des Nordostpazifiks, der südwestliche Indische Ozean und auch der südöstliche Indische Ozean vor Westaustralien zeigen wenig oder unterschiedliche Reaktionen auf ENSO oder wurden noch nicht ausreichend auf einen möglichen Zusammenhang untersucht.

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