Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
M5) "Vince" erreichte im Oktober 2005 Spanien - Ausnahme oder Vorbote?


Hurrikan Vince bei Madeira im Oktober 2005 (NASA)

Der sehr ungewöhnliche Sturm "Vince" bildete sich im Bereich eines Höhentiefs über 22 bis 23 Grad warmem Wasser zwischen den Azoren und den Kanaren. Die Konvektion formierte sich um ein Zentrum und bildete am 08./09. Oktober sogar ein Auge aus. Am 09. Oktober wurde das System schließlich zum Tropischen Sturm "Vince" heraufgestuft. Dabei befand er sich dicht westlich von Madeira, wo Sturmwarnungen ausgegeben wurden und wo bis zu 3 Meter hohe Wellen auftraten. Noch am selben Tag wurde "Vince" offiziell zum elften Hurrikan der Saison heraufgestuft. Allerdings beruhte diese Heraufstufung auf Satellitendaten, Messwerte aus dem Hurrikan lagen nicht vor.

Der Hurrikan zog nach Nordosten, drehte dann aber nach Osten ein. Am 10. Oktober schloss sich das Auge wieder und der Hurrikan wurde zu einem Tropischen Sturm herabgestuft. Der sich abschwächende Sturm zog zum 11. Oktober knapp südlich an Portugal vorbei und erreichte am Vormittag Land im Südwesten Spaniens mit Sturmböen und Regenfällen. "Vince" war der erste tropische Wirbelsturm, der seit Beginn der Aufzeichnungen nach Spanien zog. Jerez de la Frontera meldete eine Spitzenböe von 81 km/h. Die Reste von "Vince" zogen ins Landesinnere von Andalusien. In Cordoba fielen am Nachmittag innerhalb von nur 6 Stunden 86 Liter Regen auf den Quadratmeter. Hier und im Bereich Sevilla wurden einige Straßen sowie zahlreiche Keller und Garagen überflutet und die Feuerwehren mussten hunderte Einsätze fahren. Mehr zum Hurrikan finden Sie auf der VINCE-Seite

Neben "Vince" entstanden in der Saison 2005 auch die Stürme "Delta", "Epsilon" und "Zeta" über relativ kühlem Wasser des Ostatlantiks. Solche Stürme über subtropischen Gewässern mit Wassertemperaturen von 20 bis 25 Grad entstehen in höhenkalter Luft, in der sich über dem relativ warmen Wasser Schauer und Gewitter bilden. Das ehemals außertropische Tief kann sich zu einem subtropischen oder tropischen System umwandeln und sogar zu einem Hurrikan werden. Da diese Stürme meist nicht ganz so hoch reichen wie die "echten" Hurrikane in tropischen Seegebieten, sind sie nicht ganz so anfällig für ungünstige Höhenwinde.

Solche durch höhenkalte Luft entstandenen Stürme und Hurrikane gab es auch in früheren Jahren, allerdings wurden sie noch nicht so systematisch erfasst und vor Beginn des Satellitenzeitalters selten bis gar nicht registriert. Die Häufung in der Hurrikansaison 2005 ist zwar auffällig, doch muss auch in Zukunft immer wieder mit solchen Stürmen direkt vor den Toren Europas gerechnet werden. Dabei kann nicht ausgeschlossen werden, dass eines Tages auch ein stärkerer Sturm Teile Portugals und Spaniens erfasst.

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