Sturm Kummerfeld 09.06.04 von
Thomas Sävert
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Sturm in Kummerfeld am 09. Juni 2004:
In den Morgenstunden zog von der Nordsee ein umfangreicher und intensiver Gewitterkomplex nach Südosten über Schleswig-Holstein, Hamburg und Niedersachsen hinweg. Dabei gab es erhebliche Schäden durch Starkregen und schwere Sturmböen. Feuerwehren und THW aus der gesamten Umgebung waren in Kummerfeld (Kreis Pinneberg, nordwestlich von Hamburg) im Einsatz. Nach ersten Augenzeugenberichten scheint zumindest ein Tornado möglich. Links sehen Sie einige Schadenfotos, die freundlicherweise Michael Mordread aus Kummerfeld zur Verfügung gestelt hat.

Zunächst eine Karte, auf der die Region im Südwesten von Schleswig-Holstein zu sehen ist, zum Vergrößern bitte einfach klicken:
Umgebungskarte
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Eingetragen in die Karte ist die Beobachtung von Marcus Dammann, hier auszugsweise sein Bericht: "Ich wohne in Pinneberg-Quellental also südlich von Kummerfeld. So gegen 7:15 Uhr hörte ich, wie immer stärker werdender Wind unsere Birke traf. Ich schaute aus dem Fenster und sah sehr tief hängende Wolken, die scheinbar rotierten. Nördlich von mir hing eine Wolke trichterförmig ca. im 45-Grad-Winkel, nach Westen geknickt, herunter. Es sah auf den ersten Blick nicht nach Bodenkontakt aus. In Bodennähe allerdings schien Staub oder Wasser aufzuwirbeln, darüber bin ich aber nicht sicher. Ich konnte die Entfernung zu dem Ereignis nicht einschätzen, es könnte auch eine sehr tief hängende Wolke in größerer Distanz gewesen sein. Kurz darauf begann es zu hageln, nach ca. 1 min hörte der Hagel auf und auch der Wolkentrichter löste sich auf. Nach dem Hagel begann dann der Regen und es wurde langsam wieder heller." Auf der Karte befindet sich sein Standort ganz unten mitten in Pinneberg. "Die westliche (Anm. linke) Linie ist ca. der Punkt, an dem ich den Trichter zum ersten Mal gesehen habe. Die Linie sollte realtiv genau sein, ich habe mit Geodreieck und Kompass die Richtung bestimmt, so gut es ging. Die östliche Linie war die letzte Sichtung; es sah für mich so aus, als würde er sich auflösen. Aber was dann genau passierte, blieb mir verborgen, da Nachbarhäuser mir die Sicht nahmen."

Dann eine Karte, auf der die Schäden in Kummerfeld eingetragen sind, zum Vergrößern bitte einfach klicken:
Schadensskizze
(Auszug aus Top200, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie)
Erläuterungen von Michael Mordread zu den eingetragenen Schäden (nur die wichtigsten sind vermerkt).

- S1: Die Position meiner Nachbarin ist mit einem Kreuz markiert, der Pfeil bei S1 gibt die Richtung an, in der sie einen Wolkenschlauch sah. Allerdings hatte sie dabei nicht an einen Tornado gedacht, da sie bisweilen davon ausging, dass es diese in unseren Breiten nicht gibt. Dementsprechend hatte sie den Schlauch auch nicht weiter beachtet, da sie genügend mit dem Gewittersturm und dem Starkregen zu tun hatte. Aber an ein Geräusch, was nicht nach "normalem" Sturm / Wind klang, kann sie sich auch erinnern. Die Position des Wolkenschlauches war nach ihrer Einschätzung irgendwo über oder hinter der Autobahn A23.
-S2: Hier hat einer der Anwohner den Tornado gesehen, allerdings aufgrund des Starkregens und der geringen Sicht nicht direkt als Wolkenschlauch, sonden als "rotierenden Regen". Es sah aus, als würde sich ein rotierender Schlauch aus Regen hinter den gegenüberliegenden Häuserreihen in Pfeilrichtung bewegen. Außerdem konnte er eine Holzplatte in der Größe von etwa einer Europalette beobachten, die Haushoch hochgezogen wurde.
-S3: Ein Anwohner sah seine Gartenmöbel haushoch durch den Garten wirbeln
-1 Hier wurden teils massive Äste (bis ca. 30cm Durchmesser) aus Bäumem gebrochen
-2 Zwei ausgewachsene, relativ eng zusammenstehende Bäume wurden entwurzelt (Flachwurzler)
-3 Ein mit Birken bewachsener Knick zwischen zwei Äckern wurde auf einer länge von ca. 10m komplett entwurzelt, die Wurzeln samt Boden blieben zusammenhängend
-4 eine große, massive Eiche wurde entwurzelt
-5 eine 15m hohe Esche bricht und stürzt in ein Reetdachhaus (siehe auch Zeitungsartikel)
-6 frisches Laub ist in größeren Mengen über die Kreuzung Dorfstraße / Bornbarg / Bundesstraße verteilt, bei in der Nähe stehenden Bäumen sind kleinere gebrochene Äste zu sehen

"Das sind jetzt lediglich die Sachen, die ich beim kurzen Abfahren der Feldwege gesehen und photografiert habe, wahrscheinlich sind da noch eine ganze Menge mehr Bäume umgekippt / beschädigt worden. Auch kann ich nicht sagen, wo der Tornado begann und wo er endete. Er scheint unser Dorf praktisch umkreist zu haben, wenn es einer und nicht zwei waren..."

Einige Links zum möglichen Tornado von Kummerfeld:
Meldung des Pinneberger Tageblattes
Meldung der Uetersener Nachrichten
Meldung der Hamburger Morgenpost
Einsatzbericht des THW Pinneberg
Feuerwehr Pinneberg mit Einsatzbericht
Weiterer Tornado in Neuendeich (bei Uetersen)?


Zu den Fotos der Schäden von Michael Mordread (links):
(Zum Vergrößern bitte klicken, ca. 160 bis 230 KB)
"Leider waren die Lichtverhältnisse dem Wetter entsprechend schlecht und ich habe mit einer ziemlich großen Blende arbeiten müssen und hatte außerdem einen ISO100-Film drin, so dass teilweise eine leichte Unschärfe zu sehen ist..."

Zu den Fotos:
"Ich habe die Bilder mit der entsprechenden Position bezeichnet.
Pos1_XX: Aufnahmen der heruntergebrochenen Äste, des 30cm (Durchmesser) Astes und der "gerupften" Baumkronen
Pos2_XX: Aufnahmen der beiden Wurzelstöcke und der geschundenen Baumkronen
Pos3_XX: der birkenbewachsene, entwurzelte Knick
Pos4_XX: die entwurzelte Eiche, die geschundene Baumkrone und der dazugehörige Wurzelstock
Zu der gespaltenen und auf's Strohdachhaus gefallenen Esche an Position 6 finden sich Fotos im hier verlinkten Einsatzbericht des THW

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