Hurrikan-FAQ von
Thomas Sävert
G4) Sind die Hurrikane, Taifune und Zyklone in den vergangenen Jahren stärker und häufiger geworden?

Auf dem Atlantischen Ozean können wir seit 1995 einen Anstieg der Gesamtzahl aller Tropischen Stürme und auch der Zahl der starken Hurrikane beobachten. Wie wir im Abschnitt E9 sehen, trat in den vier Jahren von 1995 bis 1998 die Rekordzahl von 33 Hurrikanen auf (verlässliche Aufzeichnungen begannen auf dem Atlantik im Jahre 1944). Die extremen Auswirkungen der Hurrikane Marilyn (1995), Opal (1995), Fran (1996), Georges (1998) und Mitch (1998) in den USA und in der Karibik sind ein deutliches Zeichen für die zunehmende Aktivität auf dem Atlantik. Die Jahre 2004 und 2005 brachten dann noch eine Steigerung mit allein 22 Hurrikanen in diesen beiden Jahren, darunter zahlreiche tödliche und verheerende Stürme mit bisher kaum gekanntem Schadensausmaß.

Es ist nicht sicher, dass die globale Erwärmung zu einer drastischen Veränderung der Zahl oder der Intensität von Hurrikanen führen wird. Bisher wurde keine eindeutige langfristige Zunahme der Stärke oder der Häufigkeit atlantischer Hurrikane beobachtet. Tatsächlich waren die vier Jahre 1991 bis 1994 die vier ruhigsten Jahre seit Beginn der zuverlässigen Aufzeichnungen Mitte der 1940er Jahre mit weniger als 4 Hurrikanen pro Jahr. Statt eines langfristigen Trends nach oben oder unten sehen wir bei starken Hurrikanen einen Zyklus über viele Dekaden, der zwischen aktiveren und weniger aktiven Phasen wechselt, die jeweils etwa 25 bis 40 Jahre andauern (Gray 1990; Landsea 1993; Landsea et al. 1996).. Dennoch gehen viele Wissenschaftler von einer Zunahme vor allem der starken Hurrikane durch die Klimaerwärmung und durch steigende Wassertemperaturen aus.

Die ruhigeren Dekaden von den 1970ern bis Anfang der 1990er Jahre sind wahrscheinlich auf Änderungen der Wassertemperaturen im Atlantik zurückzuführen, wobei die Temperaturen im Nordatlantik tiefer waren als normal. Die umgekehrten Verhältnisse mit einem warmen Nordatlantik stellten sich während der aktiven Phase von Ende der 1920er Jahre bis in die 1960er Jahre ein (Gray et al. 1997). Nach derzeitigem Stand ist davon auszugehen, dass die extreme Aktivität seit 1995 den Beginn einer neuen aktiven Phase markiert, die wieder 25 bis 40 Jahren anhalten kann. Um diesen Zyklus besser verstehen zu können, sind noch umfangreiche Forschungen nötig. Möglicherweise verstärkt die globale Klimaerwärmung die aktive Phase noch.

Für die Region um Australien (105 - 160 Grad Ost, südlich des Äquators) erkannte Nicholls (1992) einen Abwärtstrend bei der Zahl der tropischen Wirbelstürme, besonders seit den 1980er Jahren. Ein Teil dieses Trends dürfte aber hausgemacht sein, da die zuständigen Meteorologen schwache Systeme nicht mehr als Zyklone ("cyclones") einstufen, wenn das System nicht den typischen Aufbau eines tropischen Wirbelsturmes aufweist und die stärksten Winde in Bändern weit vom Zentrum entfernt auftreten (Nicholls et al. 1998). Diese Änderungen der Methode wurden begründet mit verbessertem Zugang und besserer Interpretation digitaler Satellitenbilder, mit dem Aufbau von Radargeräten an und vor den Küsten sowie mit einem besseren Verständnis der Unterscheidung tropischer Wirbelstürme von anderen Arten tropischer Wettersysteme. Wenn man nun nur noch die mittleren bis starken Zyklone berücksichtigt, dann erhält man einen systematischen Fehler bei den Zyklondaten. Aber selbst wenn man den Fehler in den früheren Daten korrigiert, bleibt es dabei, dass die Zahl der mittleren und starken Zyklone von 1969/70 bis 1995/96 deutlich abgenommen hat. Nicholls et al. (1998) führten die Abnahme mittlerer Zyklone auf das häufigere Auftreten von El Niño in den 1980er und 1990er Jahren zurück.

Für den Nordwestpazifik haben Chan and Shi (1996) herausgefunden, dass sowohl die Häufigkeit von Taifunen als auch die Gesamtzahl von Tropischen Stürmen und Taifunen etwa seit 1980 zugenommen hat. Dem Anstieg ging aber ein nahezu gleich starker Rückgang von etwa 1960 bis 1980 voraus. Derzeit ist nicht bekannt, was diese Veränderungen der Taifune auf dem Nordwestpazifik verursacht hat.

In den übrigen Seegebieten hat der Nordostpazifik einen deutlichen Aufwärtstrend bei der Häufigkeit tropischer Wirbelstürme erfahren, auf dem nördlichen Indischen Ozean gibt es einen deutlichen Abwärtstrend und auf dem südwestlichen Indischen Ozean sowie auf dem Südwestpazifik östlich von 160 Grad Ost wurde bisher keine beträchtliche Veränderung der Gesamtzahl Tropischer Stürme beobachtet (von Neumann 1993). Ob die aufgeführten Veränderungen längerfristige Trends von mehr als 30 Jahren darstellen oder ob sie nur kurzfristiger sind im Bereich von 10 Jahren, ist derzeit noch völlig unbekannt wegen der fehlenden länger zurückreichenden Daten.

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